Lebensdaten
Borstelmann, Ludwig Johann Joachim
21.06.1888 Wakendorf II
09.10.1942 Groß-Rosen

Zu seinem Leben
Ludwig Borstelmann wird als Sohn des Kaufmanns Johannes A. Borstelmann und der Minna M. Teegen in Wakendorf II geboren. Nach dem Besuch der Volksschule absolviert er eine kaufmännische Lehre in Elmshorn und arbeitet im Anschluss in einem Geschäft in Beuthen. 1908 wandert Borstelmann zum ersten Mal nach Argentinien aus, von wo er 1910 zurückkehrt, um sich dem Militärdienst zu stellen. Da er als Reservist eingestuft wird, arbeitet er im Geschäft seines Bruders in Hennstedt, bis er 1914 zum zweiten Mal nach Südamerika reist.

Trotz kriegsbedingter Schwierigkeiten ist Borstelmann bis auf wenige Tage fast durchgehend als Lehrer, Buchhalter und Kaufmann beschäftigt. 1920 kehrt er aus gesundheitlichen Gründen nach Deutschland zurück, wo er von 1922-1926 als Handelsvertreter arbeitet. Diese Tätigkeit führt ihn auch nach Sylt. 1926 heiratet er die Keitumerin Sophie Severine Thomsen, das Paar bewirtschaftet die Landstelle in Keitum und zugleich führt Borstelmann die Geschäfte der Keitumer Spar- und Darlehnskasse. Zwei Kinder, Wilhelm Jürgen und Hans, werden in dieser Ehe geboren.In den Jahren 1936/37 wird an der Südostküste der Insel Sylt der Nössedeich errichtet. Bei der Umlegung der Ländereien nach der Eindeichung sieht Borstelmann sich benachteiligt und vertritt daraufhin seine Interessen.

In der Folge wird er von zwei Mitarbeitern und einem Keitumer politischen Leiter denunziert. Am 15. Oktober 1941 wird Ludwig Borstelmann von der Gestapo verhaftet wegen „Vergehens gegen das Heimtückegesetz“ und Verweigerung des Hitlergrußes.

Borstelmanns Ehefrau schreibt später in ihrem Antrag auf Entschädigung für NS-Opfer: „Die Denunzierung war das Ergebnis von Intrigen, die aus dem Umlegungsverfahren im Nössekoog resultierten: Der im Jahre 1938 beendete Deichbau machte eine Umlegung der Ländereien notwendig. Dieses Umlegungsverfahren benutzten die Nazibonzen, um sich auf Kosten der Nichtparteigenossen zu bereichern. Da wir nicht der NSDAP angehörten, wurde unser Hof durch die Umlegung benachteiligt. Mein Mann war einer der erbittertsten Kämpfer für unser Recht. Da die Nazis nicht umhin konnten, uns wenigstens zum Teil Recht zuzugestehen, suchten sie uns durch schmutzige Intrigen zu schädigen.“ *

Nachdem Borstelmann nach seiner Inhaftierung zunächst einige Tage in Westerland in Untersuchungshaft verbringt, kommt er von dort nach Flensburg. Das erste Verfahren wird vertagt und Borstelmann nach Buchenwald verbracht. In Flensburg wird bald darauf ein zweites Verfahren anberaumt. Trotz eines Freispruchs durch das Sondergericht in Flensburg am 29. April 1942 wird er erneut ins KZ Weimar-Buchenwald überstellt. Von dort kommt er ins KZ Groß-Rosen in Schlesien, aus dem die Familie die Nachricht erhält, dass er am 9. Oktober 1942 verstorben sei.

Inschrift I
HIER WIRKTE
LUDWIG
BORSTELMANN
JG. 1888
VERHAFTET 15.10.1941
BUCHENWALD
ERMORDET 9.10.1942
GROSS-ROSEN

Adresse I
Bahnhofstraße 15
25980 Sylt/Keitum

Inschrift II
HIER WOHNTE
LUDWIG
BORSTELMANN
JG. 1888
VERHAFTET 15.10.1941
BUCHENWALD
ERMORDET 9.10.1942
GROSS -ROSEN

Adresse II
Alter Kirchenweg 32 
25980 Sylt/Keitum

* Lebensspuren eines Schutzhäftlings, Das Schicksal Ludwig Borstelmanns, mitgeteilt von Sönnich Volquardsen, Nordfriesisches Jahrbuch 1998, S. 24