Lebensdaten
Hansen, Hans Leopold
06.01.1898 Westerland
06.12.1944 Buchenwald
Zu seinem Leben
Hans Leopold Hansen wurde am 6. Januar 1898 in Westerland geboren. Seine Eltern waren der Westerländer Bauunternehmer Max Hansen und Engel geb. Nissen. Zusammen mit drei Schwestern und einem Bruder wuchs Hans Leopold Hansen in Westerland auf. Die Familie wohnte in der Villa Marie in der Steinmannstraße 15.
Laut Versicherungsnachweis arbeitete er in den Jahren 1913 und 1914 als Zimmermann und war von 1914 bis 1920 im Kriegsdienst. Von 1920 bis 1938 arbeitete er größtenteils als Seemann, wobei 1937 eine Beschäftigung als Hoteldiener vermerkt war. In den Jahren 1938 bis 1944 war er auf der Kriegsmarine-Werft in Kiel beschäftigt.
Ab dem Alter von 13 Jahren hatte Hansen mehrere Gelegenheits- Diebstähle und Einbrüche begangen und wurde zu Jugendstrafen von jeweils einigen Monaten verurteilt. Eine 1914 verhängte Strafe wurde ihm erlassen, da er zu den Pionieren eingezogen wurde. Für seine Militärzeit sind keine Bestrafungen vermerkt. 1918/1919 befand er sich in einer Krankenanstalt und als er 1920 entlassen wurde, war er für kurze Zeit bei den Harburger Pionieren. Danach ist er zeitweilig obdach- und arbeitslos.
Aus dem Zeitraum 1920/1921 ist eine Prozess-Akte überliefert. Zu dieser Zeit war Hansen in Flensburg gemeldet. Er saß wegen Diebstahls in Untersuchungshaft und wurde zur Beobachtung vom 22.11.1920 bis zum 3.1.1921 in die Provinzial-Heilanstalt Schleswig eingewiesen, damit sein Geisteszustand begutachtet werden konnte.
Das Gutachten vom 28.12.1920 bescheinigte ihm eine geistige Behinderung, jedoch „nicht in dem Grade, daß er im Sinne des Gesetzes als unzurechnungsfähig zu bezeichnen ist.“ Hansen sei von seinen primären Bedürfnissen wie Essen, Rauchen usw. bestimmt, dabei aber höflich, heiter, hilfsbereit und fügsam. Er zeige Einsicht in sein Verhalten und wolle „ein guter Mensch werden.“
Für die nächsten 14 Jahre liegen keine Quellen zu seinem Lebensweg vor. Am 2.11.1934 ging Hansen in Kiel seine erste Ehe ein, die 1937 geschieden wurde. Seine zweite Ehe schloss er am 19.9.1942, ebenfalls in Kiel.
Am 13 Juli 1944 wurde Hansen wegen „intimen Verkehr[s] mit einer Polin“ verhaftet. Seit dem 2. November 1944 befindet er sich im Konzentrationslager Stutthof, von wo er am 29. November 1944 mit einem Transport nach Buchenwald „verlegt“ wird. Hier wird er als politischer Häftling registriert.
Da es anscheinend unter den Häftlingen, die im November 1944 aus Stutthof in Buchenwald ankamen, mehrere Fälle von Fleckfieber gab, wurden die insgesamt 500 Häftlinge aus dem Stutthof-Transport im Quarantänebereich einquartiert. Am 2. Dezember 1944 meldete Hans Leopold Hansen sich in schlechtem körperlichem Zustand im Häftlingskrankenbau und wurde dort stationär aufgenommen.
Im Anamnesebogen heißt es: „In dem er von dem selben Transport herkommt, wo F.F. besteht, ist hier der Verdacht auch berechtigt. Diagnose: Pneumonie links Fleck-Typhus Verdacht.“ Am 5. Dezember wird notiert: „Der Zustand hat sich verschlechtert […] starker Typhoszustand“.
Am 6. Dezember 1944 verstarb Hans Leopold Hansen im Häftlingskrankenbau. Als Todesursache ist in den Dokumenten „Herzschwäche bei Lungenentzündung links“ angegeben.
Inschrift
HIER WOHNTE
HANS LEOPOLD
HANSEN
JG. 1898
VERHAFTET 13.7.1944
KZ STUTTHOF
KZ BUCHENWALD
ERMORDET 6.12.1944
Adresse
Steinmannstr. 15
25980 Sylt/Westerland
Quellen
Arolsen Archives Ref. Code 01010503001178382, Doc ID 6062128-6062141
Arolsen Archives Ref. Code 01014102045227,Doc ID 4489906-4489910
LASH Abt. 352.3 Nr. 23372
LASH Abt. 64.1 Nr. 18702
Standesamtsregister Westerland 4/1898
Standesamt Kiel, Schreiben vom 30.8.2022
Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Email 01.08.2022