Lebensdaten
Frommhold, Dr. jur., Martin
20.06.1880 Dörnthal (Sachsen)
10.04.1933 Hannover
Zu seinem Leben
Martin Frommhold war das jüngere von zwei Kindern. Der Sohn eines evangelischen Theologen aus Pfaffroda machte sein Abitur 1899 in Chemnitz, studierte anschließend Jura in München und Leipzig und wurde 1903 promoviert. Nach seinem Referendariat trat er in den kommunalen Dienst bei der Stadt Leipzig ein (1903-1908). 1908 heiratete er Louise Margarethe (Grete) Birkner und sie zogen gemeinsam nach Westerland, wo er im selben Jahr zum Bürgermeister gewählt worden war.
Von 1908 bis 1915 hatte Dr. Martin Frommhold das Amt des Bürgermeisters von Westerland inne. Er arbeitete und wohnte mit seiner Familie im Westerländer Rathaus, das sich zwischen 1908 und 1933 im Hotel Royal in der Puttkamerstraße befand, der heutigen Doktor-Nicolas-Straße. Das Paar bekam drei Kinder. Sohn Wolfgang wurde 1909 und Tochter Ruth 1912 in Westerland geboren, die jüngste Tochter Margarete Luise kam 1921 in Stade zur Welt.
Während seiner Amtszeit und vor dem ersten Weltkrieg nahm die Stadt Westerland noch einen Aufschwung, wobei Dr. Frommhold viel zum infrastrukturellen Ausbau der Stadt Westerland beigetragen hat. Unter anderem erfolgte in diesen Jahren die Erweiterungen des Kurhaussaales und des Elektrizitätswerkes, die Errichtung der Mittelschule und die Erneuerung der im Jahre 1911 durch Feuer und Sturm zerstörten Strandanlagen in Westerland. Die Berichterstattung über seinen Abschied zum Ende seiner Amtszeit zeugt von dem hohen Ansehen, das er für seine Verdienste um die Entwicklung der Stadt Westerland genoss.
1915 wurde er in Stade zum Bürgermeister gewählt und bekleidete dieses Amt bis 1925. Im Jahre seines Amtsantritts wurde er außerdem zum ehrenamtlichen Vorsitzenden des Stader Geschichts- und Heimatvereins gewählt, den er nachhaltig förderte, sowie zum Kreistagsabgeordneten des Kreises Stade im Provinziallandtag Hannover. Die Stadt Stade ehrte ihn für seine Verdienste in seinen verschiedenen Ämtern und benannte bereits 1928 eine Straße nach ihm, welche 1933 auf nationalsozialistische Initiative hin umbenannt, jedoch nach Kriegsende im September 1945 wieder rückbenannt wurde.
Es wird vermutet, dass sein politisches Engagement im hannoverschen Landtag ihn mit dazu veranlasste, sich 1925 auch beruflich nach Hannover zu orientieren. Die Familie zog um und lebte zunächst in einer Wohnung im Verwaltungsgebäude der Landesversicherungsanstalt Hannover, deren Vorstandsvorsitz Dr. Frommhold im Juli 1925 übernommen hatte.
Politisch engagierte der Demokrat sich weiterhin im hannoverschen Landtag. Als Mitglied der 1918 gegründeten Deutschen Demokratischen Partei (DDP, ab 1930 Deutsche Staatspartei (DStP)) und in seiner Stellung als Fraktionsvorsitzender positionierte er sich offen als Gegner der Nationalsozialisten. Infolgedessen begann eine Rufmordkampagne gegen Dr. Frommhold. Ihm wurden Verfehlungen im Amt und Missbrauch öffentlicher Gelder vorgeworfen und ihm wurde mit Amtsenthebung gedroht, was den wirtschaftlichen wie gesellschaftlichen Ruin der Familie bedeutet hätte. Sein Abschiedsbrief an seine Frau und Töchter zeugt von seiner Verzweiflung. Er erschoss sich am 10.04.1933 in seinem Dienstzimmer in der Landesversicherungsanstalt.
Inschrift
HIER WOHNTE
DR. MARTIN
FROMMHOLD
JG. 1880
GEDEMÜTIGT/ENTRECHTET
FLUCHT IN DEN TOD
10. APRIL 1933
Adresse
Bürgermeister-Kapp-Weg 2
25980 Sylt/Westerland
Weitere Stolpersteine
Im Jahre 1929 war die Familie in die Kirchröder Straße 18 in Hannover-Kleefeld umgezogen. Vor diesem Haus wurde in den Jahren 2018 und 2019 je ein Stolperstein zum Gedenken an Dr. Martin Frommhold und seinen Sohn Wolfgang Frommhold verlegt.
Pressesammlung Sylter Archiv/ Dr. Martin Frommhold