Lebensdaten
Rée, Anita Clara
09.02.1885 Hamburg
12.12.1933 Kampen

Zu ihrem Leben
Anita Rée wächst in einer wohlhabenden, liberalen, jüdischen Kaufmannsfamilie auf. 1904 beginnt sie in Berlin eine kunsthandwerkliche Ausbildung, wobei sie nicht nur ihre Eltern von ihrer Begabung überzeugen muss, sondern auch gegen eigene Selbstzweifel anzukämpfen hat.

In den Jahren 1905-1910 ist sie Schülerin des Hamburger Freilichtmalers Arthur Siebelist. Sie legt ihre Arbeiten Max Liebermann vor, der ihr Talent erkennt und ihr rät ihre Ausbildung fortzusetzen.

1910 bildet sie mit Friedrich Ahlers-Hestermann und Franz Nölken eine Ateliergemeinschaft in Hamburg; diese zerbricht jedoch, als Anita Rée sich unerwidert in Nölken verliebt. 1912 reist sie, verletzt von dieser Erfahrung, nach Paris. Bei Fernand Léger studiert sie Aktzeichnung und kommt in Berührung mit den Werken von Picasso, Matisse und Cézanne, deren Einfluss sich in ihrem Werk nachweisen lässt.

1919 ist sie Gründungsmitglied der Hamburgischen Sezession und stellt in den folgenden Jahren  erfolgreich aus. 

Die Jahre von 1922 bis 1925 verbringt sie hauptsächlich in Positano, wo sie mit dem Buchhändler und Maler Christian Selle zusammenlebt und sich künstlerisch der Neuen Sachlichkeit zuwendet.

1926 kehrt sie nach Hamburg zurück und wird Mitbegründerin der „Gemeinschaft Deutscher und Österreichischer Künstlerinnenvereine aller Kunstgattungen“, kurz Gedok genannt.

Bereits 1930 wird sie von der NSDAP als Jüdin denunziert, ein kirchlicher Auftrag wird zurückgezogen, sie zieht sich aus dem Kunstbetrieb zurück und  vereinsamt zunehmend. In Hamburg wird gegen sie als Jüdin und Künstlerin polemisiert.

1932 zieht sie nach Sylt. Zuerst in Braderup, dann in Kampen bei der Familie Ochel lebt sie einsam und zurückgezogen, geplagt von finanziellen Nöten und Depressionen.

Gelegentlich malt sie Landschaftsbilder und Porträts, aus Kostengründen zumeist als Zeichnung oder in Aquarell. 

Wenige Tage vor ihrem  Tod schreibt sie an eine Freundin: „Ich kann mich in so einer Welt nicht mehr zurechtfinden und habe keinen anderen Wunsch als sie, auf die ich nicht mehr gehöre, zu verlassen. Welchen Sinn hat es – ohne Familie und ohne die einst geliebte Kunst und ohne irgendeinen Menschen – in so einer unbeschreiblichen, dem Wahnsinn  verfallenen Welt weiter einsam zu vegetieren und allmählich an ihren Grausamkeiten zugrundezugehen?“ *

Am 12. Dezember 1933 nimmt sie sich mit Veronal das Leben.

Inschrift
HIER WOHNTE
ANITA RÉE
JG. 1885
ENTRECHTET/GEDEMÜTIGT
FLUCHT IN DEN TOD
12.12.1933

Adresse
Wattweg 10
25999 Kampen

* Blumenberg-Lampe, Dr. Christine, Anita Rée, in: Jahresheft der Söl’ring Foriining 2016/2017, Keitum 2016, S. 38-39