Der Kreis Nordfriesland informiert:

Kreis Nordfriesland fordert: Zweigleisigen Ausbau der Marschbahn nicht verschieben

Mit Entsetzen und absolutem Unverständnis reagiert der nordfriesische Landrat Florian Lorenzen auf die Ankündigung des Bundesverkehrsministers Wissing, den zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke Niebüll-Westerland auf unbestimmte Dauer zu verschieben. „Das könnte keine Verzögerung, sondern eine Streichung bedeuten“, fürchtet Lorenzen, „wir sind fassungslos!“

Seit rund 30 Jahren fordert der Kreis Nordfriesland den Ausbau der eingleisigen Strecke. „Rund 5.000 Pendler leiden täglich unter erheblichen Verspätungen der übervollen Züge. Die Sylter Unternehmen sind fast zu 100 Prozent auf den Tourismus ausgerichtet. Ihre wirtschaftliche Existenz wird durch die Probleme auf der Bahnstrecke direkt bedroht. Daran hängen etliche tausend Arbeitsplätze auf der Insel und dem Festland“, berichtet der Landrat.

Kreispräsident Frank Zahel, selbst Sylter, kennt die Zustände aus eigenem täglichem Erleben. „Etliche Pendler haben sich bereits einen Job auf dem Festland gesucht. Sie konnten die unzumutbaren Zustände nicht mehr ertragen“, weiß Zahel.

Die Strecke Niebüll-Westerland wird vom Bund seit vielen Jahren offiziell als „überlasteter Schienenweg im Sinne des Eisenbahnregulierungsgesetzes“ anerkannt. Nach etlichen Appellen der Region, unterstützt vom Land, nahm der Bund den zweigleisigen Ausbau der 17 Kilometer kurzen Strecke in den „vordringlichen Bedarf“ des Bundesverkehrswegeplans auf. Und das sogar – als eines von bundesweit nur acht Eisenbahnprojekten – im abgekürzten Verfahren der Legalplanung. Im Jahr 2032 sollte der Ausbau abgeschlossen sein.

Da Sylt nur über einen Bahndamm mit dem Festland verbunden ist, haben die 5.000 Berufspendler und rund 730.000 Urlaubsgäste sowie die ungezählten Tagesausflügler keine alternative Möglichkeit, die Insel zu erreichen. „Das wird auf keine der anderen Strecken zutreffen, die der Bund trotz Mittelknappheit noch ausbauen will. Wenn der Bundesregierung das Wort Daseinsvorsorge irgendetwas bedeutet, darf sie den zweigleisigen Ausbau Niebüll-Sylt weder streichen noch verschieben. Andernfalls fügt sie der gesamten Region unermesslichen Schaden zu“, appellieren Frank Zahel und Florian Lorenzen.

Beide gehen davon aus, dass die überraschende Nachricht aus Berlin den am 15. Oktober in Niebüll stattfindenden Bahngipfel dominieren wird. Auch Landesverkehrsminister Claus Ruhe Madsen nimmt teil. „Eigentlich sollte es vor allem um Themen wie Pünktlichkeit, Qualität und zukünftige Entwicklungen gehen. Aber ohne Zweigleisigkeit fehlt uns jegliche Perspektive, dass diese Strecke jemals wieder auf ein normales Niveau kommen wird“, betont der Landrat. Er bereitet nun eine gemeinsame Resolution aller Teilnehmer des Bahngipfels vor, um die Rücknahme der Fehlentscheidung zu erreichen.