Liebe Sylterinnen, liebe Sylter,

hier finden Sie die Biike-Rede des Bürgermeisters Nikolas Häckel:

Biike-Rede des Bürgermeisters Nikolas Häckel

Liebe Sylterinnen, liebe Sylter,

Biike war und ist ein Tag, der nachdenklich macht.
Historisch sogar ein Tag von Trennungsschmerz und Abschied – die Frauen zündeten die Feuer entlang des Strandes an, um den fahrenden Männern noch lange sicheres Geleit auf dem Weg zum Walfang zu geben.

Die Seefahrer legten ab, zogen in eine ungewisse Zukunft – voller Hoffnung auf Wohlstand, vor allem aber Hoffnung auf Überleben und Rückkehr zu ihren Lieben, zu ihren Familien. Damals war Biike kein Feiertag, sondern ein Treffpunkt – wo alle ein allerletztes Mal zusammen kamen vor der monate- oder jahrelangen Trennung – manchmal war die Trennung für immer.

Ein Tag der Gemeinschaft also – im allerbesten Sinne. Der Gemeinschaft, die Menschen trägt.
Die Hoffnung und Halt gibt – die durch Zusammenhalt stärkt. Früher das Überleben sicherte.

Heute sind die Biiken Orte des Zusammenkommens und des Zusammenhalts – sie wollen und sollen uns als immaterielles Kulturerbe an die Tradition der Sylter Friesen, erinnern und den Erhalt unserer Heimat anmahnen.
Denn nur gemeinsam können wir unseren Kindern und Kindeskindern eine lebens- und liebenswerte Heimat übergeben.

Was macht aber eine liebens- und lebenswerte Heimat aus?
Mehr als eine gute Infrastruktur, Betreuungsangebote für Jung und Alt, mehr als Dauerwohnraum für Sylter – das ist wichtig, aber es geht dabei um viel, viel mehr:

Liebe Sylterinnen, liebe Sylter, es geht um Gemeinschaft, um Gesellschaft, um das Miteinander.
Es geht darum, dass Dir eine Hand gereicht wird, wenn es schwierig wird, dass Dir jemand zuhört – selbst, wenn er anderer Meinung ist.
Es geht um ein Füreinander, um ein emotionales Überleben.

Wie sieht die heutige Realität aus?
Ich bin sprachlos über die Kommunikationskultur von Interessenvertretern oder besser: Lobbyisten.
Ich bin sprachlos über den Umgangston in unserer Gesellschaft.
Ich bin sprachlos über die Diskussionskultur in unserer Gesellschaft.
Ich bin sprachlos über den Umgang mit Funktionsträgern, die sich über Maß in die Gesellschaft einbringen.

Nehmen wir als Beispiel unsere sechs Freiwilligen Feuerwehren.
Sie sichern in ihrer Freizeit und während ihrer Berufstätigkeit unseren Brandschutz – sie sind rund um die Uhr, bei Sturm und Gefahr für uns in Bereitschaft, bilden sich umfassend fort, sind für uns alle da, wenn wir sie brauchen. Und wer dankt es Ihnen?

Ich sage an dieser Stelle deutlich DANKE, zolle meinen Respekt für das tolle ehrenamtliche Engagement.

Ich sage Danke allen, die diese Biike erst möglich machen: Verwaltung, Bauhof, DRK, Feuerwehr, Musikverein, Technik und Polizei.

Liebe Sylterinnen, liebe Sylter, es geht darum, dass wir in einer intakten Gemeinschaft niemals Einsatz aufrechnen müssen, weil jeder irgendwann davon „gut hat“.
Es geht darum, füreinander da zu sein. Miteinander und voller Freude aktiv zu sein.

Es geht darum, eine liebens- und lebenswerte Gemeinde zu bleiben und kein reines Urlaubsresort nur mit Zweitwohnungen, Ferienhäuser, Hotels und Appartements zu werden. Eine Bühne, die unsere einzigartige Natur zur Kulisse des Kommerzes degradiert und uns Sylter ausrangiert.

Mein Appell:
Liebe Sylterinnen, liebe Sylter, es geht darum, unsere Zukunft gemeinsam zu gestalten.
Werdet aktiv, bringt Euch ein, engagiert Euch, packt mit an, mischt Euch ein, helft, wo und wann immer Ihr könnt. Nur gemeinsam sind wir stark!

Ich blicke in das Biike-Feuer und mein Dank und mein Respekt gehört den ehrenvoll engagierten in den Feuerwehren, beim Roten Kreuz, den Dorfvereinen, der Sölring Foriining, den Ringreitervereinen, den Sportvereinen, der Seniorenbegleitung, der Flüchtlingshilfe, den Musikvereinen, den politischen Parteien, dem Hospizverein, der Seelsorge, der Tafel, den vielen Stiftungen und Fördervereinen… und so vielen mehr …- sie alle pflegen Traditionen und setzen sich engagiert für ihren Ort ein.
Sie zeigen uns, dass und wie es gehen kann.

Sie zeigen uns, dass und wie es geht, das ICH dem WIR hinten anzustellen – und dass in einer Zeit, in der die dominanten Ich-Alphatiere mehr wahrgenommen werden als die Dezenten, die Demütigen und meist tatsächlich Ergebnisreicheren.

Liebe Sylterinnen, liebe Sylter, wir brauchen den Mut, einander zuzuhören; aufeinander zuzugehen;
die Bereitschaft, das eigene Interesse nicht um jeden Preis durchzusetzen.
Den Mut, das Ringen um Lösungen in einer Demokratie nicht als Schwäche zu empfinden;
Den Mut, die Realität nicht zu leugnen, sondern sie verbessern zu wollen.

Lasst uns zusammen mutig sein.

„Rüm hart, klaar kiming.“