Die Gemeinde Sylt erarbeitet jetzt eine Wärme- und Kälteplanung und stellt sich damit als eine der ersten Gemeinden in Schleswig-Holstein den Gesetzesvorgaben des Landes.

August 2023, Sylt: Was auf Bundesebene heiß diskutiert wird, ist in Schleswig-Holstein schon seit 2021 gesetzlich verankert. Bis 2045 möchte das Land seine Wärmeversorgung treibhausgasneutral gestal-ten. Eine große, aber auch sehr wichtige Aufgabe. Mehr als ein Drittel der Treibhausgasemissionen des Landes gehen auf das Konto Wärmebereitstellung, da diese oft noch auf fossilen Energieträgern wie Erdgas oder Erdöl basiert. Mit der 2019 eingeführten CO2-Bepreisung werden Energieträger mit hohen Treibhausgasfaktoren wie z.B. Erdgas oder Erdöl zukünftig immer teurer. Aber auch die zurückliegende Energiekrise hat gezeigt, welche Preisschwankungen und Unsicherheiten auf dem Weltmarkt möglich sind. Deswegen sind die Kommunen nun mit der verpflichtenden Wärme- und Kälte-planung viel stärker in die Planung der Versorgung ihrer Einwohner:innen und ansässigen Unternehmen eingebunden.

„Bei der Wärmewende geht es um krisensichere, effiziente und regionale Lösungen, die das Klima schützen aber auch Wertschöpfung in die Region bringen. Auf Sylt starten wir jetzt mit der Wärme- und Kälteplanung, um herauszufinden, wie aktuell geheizt wird und welche Potenziale in und um die Gemeinde zu heben sind“, sagt Catharina Bayerlein. Sie ist Projektmanagerin für Klimaschutz und Nachhaltigkeit des Landschaftszweckverband Sylt und von Seiten der Gemeinden für das Projekt verantwortlich. Die Planungen an sich werden durch die Firmen B.A.U.M. Consult, Treurat & Partner und Ramboll durchgeführt. In den kommenden Monaten werden die drei Unternehmen Daten zum Gebäudebestand, Wärmeverbrauch sowie der lokalen Energieerzeugung erheben und analysieren. Ebenso wird untersucht, welche Wärmequellen vor Ort verfügbar sind und wie der Wärmebedarf z.B. durch das Sanieren von Häusern gesenkt werden kann.

Das Angebot an klimafreundlicher Wärme muss mit der Nachfrage vor Ort zusammenpassen, was besonders im Falle einer Tourismusdestination eine Herausforderung darstellt. Dafür wird ein räumliches Konzept erarbeitet, das neben Optionen zur Energieerzeugung und Infrastruktur auch Energieeinsparmöglichkeiten aufzeigt. Was genau getan werden sollte, um eine klimaneutrale Wärmeversorgung zu erreichen, wird im Maßnahmenkatalog festgehalten. Mit dem Projekt geht die Gemeinde Sylt als Vorreiter voran. Die vier weiteren Inselgemeinden haben beschlossen, auch eine Wärmeplanung aufzustellen und sie mit der der Gemeinde Sylt so zu verschneiden, dass am Ende eine gesamtinsulare Wärmeplanung vorliegt. „Sylt hat die Möglichkeit, den Menschen im Urlaub eine Lebensart nahe zu bringen. Nachhaltige Wärmeversorgung als gesellschaftlich darstellbaren, erlebbaren und lebenswerten Teil dieser Lebensart zu vermitteln ist ein Ziel, für das sich jeder Einsatz lohnt“, so Carsten Kerkamm (stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde Sylt).

Begleitet wird das Projekt durch eine Sylter Expert:innenrunde. Diese Lenkungsgruppe besteht unter anderem aus Vetreter:innen der Politik, der Inselverwaltung, der Energieversorgung, der Wohnbaugesellschaften und Handwerksinnungen sowie den lokalen Schornsteinfeger:innen. Auch die Meinung der Insulaner:innen ist gefragt. Die Ergebnisse der Planung sollen im Laufe der Erstellung öffentlich vorgestellt und Anregungen der Bürgerschaft aufgenommen werden.

Im Sommer 2024 soll der Wärme- und Kälteplan stehen. Nach Zustimmung der politischen Gremien ist geplant ihn dann Ende 2024 dem Landesministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur vorzulegen.

Mehr erfahren Sie demnächst unter: www.klimaschutzsylt.de